Bevor ich aufstehe ist mein Liebster schon unterwegs – zum Sonnenaufgang mit der Drohne um ein paar ganz besondere Aufnahmen von Venedig zu machen – bevor die Stadt aufwacht.
4-teilige Reisereportage – 4 Tage in Venedig
In meiner Venedig-Reportage verrate ich Euch meine Tipps für die besten Restaurants! Wo gibt es die größte Vielfalt an Cichetti, wo den besten Fisch und wo das leckerste Eis? Wo essen die Venezianer fernab vom Touristennepp? Meine Restauranttipps für leckeres und authentisch-venezianisches Essen habe ich Euch in meinen Reiseberichten zusammengestellt und führe Euch so kulinarisch durch dei Lagune. Zusätzlich zeige ich Euch schöne Orte, verwinkelte Gassen und ein paar ungewöhnliche Blickwinkel in Venedig.
- Tag 1: San Marco und Rialto
- Tag 2: Murano und Cannaregio
- Tag 3: Cannaregio und Rialto
- Tag 4: Rialto, Cannaregio und San Polo
Wir starten den Tag Richtung Markusplatz und laufen mitten in eine Militärparade hinein. Heute, am 02.06., ist Festa della Repubblika in Italien. Heute wird die Gründung der italienischen Republik im Jahre 1946 gefeiert. Daher wird auf dem Markusplatz richtig aufgefahren: Blaskapelle, Soldaten, Polizisten, Feuerwehr – alle sind hier in ihren Ausgehuniformen und mit reichlich Orden behängt. Wir schauen uns die Parade ein wenig an und lauschen der Musik der Militärkapelle. Ein toller Start in den Tag, wie wir finden.
Frühstück im Rosa Salva
Heute frühstücken wir im Rosa Salva. Cremetörtchen, süß gefüllte oder herzhaft belegte Croissants, Tramezzini und Gebäck in Hülle und Fülle gibt es hier zu genießen. Dazu frisch gepresster Orangensaft und, sagt mein Liebster, guter Kaffee. Wir probieren uns durch und sind uns einig: Das Mandel-Croissant ist der absolute Hammer! Das müsst ihr probieren. Unsere 2. liebste Leckerei – dieses kleine Brandteiggebäck mit Crème Chantilly.
Gut gestärkt machen wir uns über die Ponta del Academia auf den Weg Richtung Mittagessen. Laut Google brauchen wir 18 Minuten zum Restaurant, es ist aber gerade mal 10 Uhr – und wir machen uns trotzdem schon mal auf den Weg. Denn in Venedig kann man nicht einfach geradeaus zum Ziel laufen. Es gibt viel zu viele kleine Gassen und Geschäfte in die man hineinluken muss, an jeder Ecke entdeckt man etwas Neues. Immer mal wieder gibt es ein kleines Café in dem man sich zwischendurch einen Espresso oder ein Glas Spritz oder frisch gepressten Orangensaft gönnen kann. Und dann gibt es einfach unzählige Brücken, über die man gehen muss. Und tatsächlich – wir brauchen fast 2,5 Stunden bis wir am Restaurant sind.
Kleine Pause in der Pasticceria Toletta
Wir entdecken eine kleine Patisserie Pasticceria Toletta in der gerade zwei Einheimische einkaufen – für mich sofort ein Qualitätsmerkmal. Also gehen wir hinein und holen uns jeder eine Kleinigkeit. Ich esse ein kleines Törtchen mit Vanillecreme und Früchten, mein Liebster gönnt sich ein Tiramisu und einen Espresso – wir zahlen 6€. Beides schmeckt uns sehr gut und die Auswahl an Gebäck ist riesig.
Lunch in der Trattoria Antiche Carampane
Zum Lunch haben wir uns einen Tisch in der Trattoria Antiche Carampane reserviert. Hier gibt es unfassbar leckere, typisch venezianische und gut zubereitete Fischgerichte. Und es ist immer voll! Für ein Abendessen müsst ihr mind. 4 Tage im voraus reservieren, für einen Lunch reicht es auch einen Tag vorher. Das Restaurant war ein Tipp der Köche aus dem SEPA, wo wir vorher zweimal zum Cichetti essen waren. Und ihre Aussage trifft: Hier isst man typisch venezianische Küche! Touristen verirren sich hier eigentlich nicht her, denn das Restaurant liegt abseits. Wenn dann sind sie ganz bewusst vor Ort. Der Service ist freundlich und jedes Gericht wird gerne ausführlich erklärt. Es gibt eine „das gibt es immer“-Karte, eine Wochen-/Monatskarte und Tagesangebote, die die Kellner einem gerne erklären. Italienisch und Englisch wird hier fließend gesprochen – so ist es einfach zu kommunizieren.
Ich bestelle Scampi SAOR und danach gegrillten Aal mit Polenta – mit auf dem Teller ein Kleks Zitronen- und Orangengel – beides passt einfach hervorragend zum Aal. Mein Liebster startet mit Herzmuscheln und Spargel und genießt im Anschluss eine Platte Fritto misto – gemischte und frittierte Fische, Gemüse und Polentawürfel. Als Dessert gönnen wir uns dann noch eine Schokoladenmousse mit Mandel-Crumble, Fruchtkompott und Sahne – alles richtig lecker. Mit 2 Flaschen Wasser, einem Campari Spritz und einem Espresso zahlen wir insgesamt 140€ – nicht günstig, aber unheimlich lecker und wirklich jeden Cent wert!
Fischkonserven kaufen im Baccalà Veneto
Gegen 14:30 Uhr machen wir uns auf den Weg zurück ins Hotel für eine Siesta – es ist einfach so warm und schwül heute und die Sonne knallt unerbittlich. Aber natürlich entdecken wir wieder einen kleinen Laden: Baccalà Veneto. Hier gibt es Fisch, vor allem Kabeljau. In verschiedenen Varianten zu Creme verarbeitet kann man vor Ort Cicheti mit diesen Cremes und einem Glas Vino genießen. Wir kaufen uns die beiden typischen Varianten Mantechato (isst man typischerweise kalt auf Brot) und Vicentina ( isst man typischwerweise warm mit Polenta) in der Dose. Der junge Mann hinter der Theke ist unheimlich nett und hilfsbereit und dazu auch noch nett anzuschauen. 😉
Einen Drink in der Osteria al Ponte nehmen
Wir entdecken eine Brücke auf der die Menschen mit einem Glas Aperol sitzen und es sich in der Abendsonne gut gehen lassen. Hier in der Osteria al Ponte bestellt man sich einen Vino oder Spritz und sitzt gemütlich auf der Treppe. Locker und lässig ist hier das Publikum – perfekt für eine kleine Auszeit.
Abendessen im Paradiso Perduto
Dieser Tipp kam von meiner Leserin Patricia: “ Wenn ihr in Venedig seid, müsst ihr unbedingt ins Paradiso Perduto! Mein Lieblingslokal dort.“ schrieb sie mir auf Instagram. Ihr Tipp war uns Befehl und so machten wir uns am Abend auf den Weg in die Fondamenta de la Misericordia im Viertel Cannaregio. Das Lokal Paradiso Perduto liegt an einer langen Kanal-Promenda (Fondamenta de la Misericordia), wo sich ein Lokal an das andere reiht. Trotzdem fällt das Paradiso Perduto sofort auf – denn hier warten Menschentrauben vor der Tür auf einen Platz. Die Osteria ist auch gleichzeitig ein Jazz-Club – in regelmäßigen Abständen wird hier Live-Musik gespielt. Meinem Liebsten fällt sofort die außergewöhnlich gute Musikanlage von Nubert auf, das sei nur etwas für Liebhaber. Wir haben Glück, weil wir schon um 19 Uhr vor Ort sind bekommen wir einen Platz, der eigentlich schon reserviert war. Draußen gibt es zwar keinen freien Tisch, aber innen – gar nicht so schlecht eigentlich, denn innen ist es klimatisiert und es stehen keine hungrigen Menschen um einen herum, die auf einen Platz lauern. Der Service ist hier echt auf zack – müssen sie auch, bei dieser Masse an hungrigen Menschen, die hier täglich ein und ausgehen. Jeder Tisch ist zweimal reserviert – das erkennt man an den Zetteln die an der Wand oder den Tischen selbst hängen.
Jeden Tag gibt es hier eine neue Karte, je nachdem was die Küche zaubert – damit erübrigt sich auch die Frage nach dem „Catch of the day“, denn dieser ist die komplette Karte. Wir bestellen uns die Fisch-Antipasti Platte (18€) zum Teilen. Im Anschluss essen wir Bigoli mit Nero di Sepia und Zuppa die Pesce (Fischsuppe). Wow – wir sind hin und weg, wie lecker die Gerichte schmecken. Die Hauptgerichte kosten jeweils 18€, ich empfinde das als sehr günstig für die Größe der Portion – die sind wirklich riesig. Unsere Tischnachbarn bestellen sich die Fritto misto – frittierte Fische und Muscheln mit Polenta. Die Portion ist riesig – für einen alleine kaum zu schaffen. Mein Tipp daher: Schaut Euch die Teller auf den anderen Tischen an um die Portionsgrößen einschätzen zu können. Zum Dessert gönnen wir uns noch eine Mousse au chocolat – einfach köstlich. Für das Essen, 2 Flaschen Wasser, einen Wein und eine Aranciata zahlen wir am Ende 75€ – das ist wirklich mehr als fair.
Nach dem Essen schlendern wir noch etwas an der Promenade entlang. Es fällt auf: Das Essen sieht hier überall wirklich gut aus und – kein einziger Kellner ruft einem zu, doch bitte hereinzukommen. Die Kellner sind nämlich damit beschäftigt ihre Gäste zu bedienen. Hier ist so viel los, Marktschreier haben die Lokale schlichtweg nicht nötig.
Ai Bricoe und Sullaluna Libreria & Bistro
Zwei Lokale fallen uns auf. Da ist einmal das Bistro Ai Bricoe – hier gibt es nur Cikketti und Vino. Aber die Auswahl an den leckeren Kleinigkeiten ist groß und es sieht alles super lecker aus. Die Atmosphäre ist jung und entspannt. Genau der richtige Ort, wenn man Wein trinken und immer mal wieder einen Happen snacken möchte.
Und dann ist da noch die Sullaluna Libreria & Bistrot – eine Bücherei, die auch gleichzeitig ein Bistro ist. Hier kann man mit Gebäck (Kuchen, Croissants) und Kaffee in den Tag starten, und dazu in den Büchern schmökern. Es gibt belegte Focaccia und Crostini bis abends. Hier werden ausschließlich vegetarische und vegane Speisen angeboten und das alles in Bio-Qualität. Das Publikum ist jung und alternativ – echte Wohlfühlatmosphäre.
Und dann entdecken wir auf dem Heimweg noch das Madama Garden Retreat. Ein wunderschönes Hotel – hochpreisig und exklusiv. Aber wunderschön gelegen. Vielleicht für den ein oder anderen noch ein Geheimtipp?!