Kulinarisch durch Fribourg & Gruyères

Dies ist eine kulinarische Geschichte von Fondue, Schokoladenkunst und einem wirklich köstlichen Rahmkuchen, dem Gâteau du Vully!

Mitte November fahre ich in die Schweiz nach Fribourg. Das hübsche Städtchen liegt ganz idyllisch gelegen, umringt von grünen Hügeln und den Alpen. Das Städtchen an sich ist unterteilt in Zentrum und Unterstadt, Letztere ist der ältere Teil und zeichnet sich vor allem durch Kopfsteinpflaster, alte Häuser und viele, viele Treppen aus. Ich nehme Euch mit durch die Stadt, zeige euch meine kulinarischen Highlights und verrate Euch mein Rezept für den berühmten Gâteau du Vully – einen Kuchen aus Hefeteig, der mit Rahm und Zucker belegt wird.

>> Springe direkt zum Rezept für den Gâteau du Vully

Suard

Boulanger – Pâtissier – Chocolatier á Fribourg – in der Bäckerei Suard gibt es neben tollem Brot und Pralinen auch ganz besondere gefüllte Lebkuchen und den berühmten Moutarde de Bénichon, ein Senf, der mit Vin Cuit gekocht wird. Ich kaufe sowohl Lebkuchen und den Senf und bekomme noch ein ganz besonderes Brioche dazu geschenkt – La Cuchaule – damit ich den Senf gleich probieren kann. Das mache ich natürlich: Super lecker! Der Senf ist sehr mild, leicht süßlich und erinnert fast mehr an ein Chutney als an einen Senf. Ich kann ihn mir auf jeden Fall sehr gut zu Käse vorstellen und genau dafür ist er auch gedacht.

Witzigerweise sind wir am nächsten Tag mit unserem Guide Alicia nochmal im Suard und probieren die La Cuchaule mit Butter und dem Moutarde de Benichon, einem Senf der mit Vin Cuit hergestellt wird. Vin Cuit widerum ist eine Art Sirup die über 24 h aus Trauben und Birnen gekocht wird. Ganz besonderen Birnen übrigens: Der Poire à botzi AOP oder zu deutsch Büschelibirne AOP. Dieser dunkle Sirup wird dann als Basis für diesen besonderen Senf verwendet, der ganz traditionell zu Käse oder La Cuchaule mti Butter gegessen wird. La Cuchaule wird auch Safranbrot genannt und ist im Prinzip eine fluffige Brioche, deren Teig mit Safran zubereitet wird. Daher hat die La Cuchaule ihre schöne intensive Farbe.

L’Artizan

L’Artizan ist eine Fromagerie – in diesem schönen Geschäft gehen mir die Augen über. Eine reichlich gefüllte Käsetheke, regionale Biere, Weine und Spirituosen, die berühmten Rahmlöffel und noch einiges anderes gibt es hier zu kaufen. U.a. die Seislerbrätzeli – eine salzige Gebäckspezialität aus Fribourg.

Mit unserem Guide Alicia probieren wir zwei verschiedene Käse in dem hübschen Laden: Vacherin Fribourgeouis AOP und Le Gruyere AOP – einfach lecker.

Le Sauvage

Das hoteleigene Restaurant im Le Sauvage liegt in einem Gewölbe im Gebäude. Es ist sehr gemütlich. Das Essen wirklich hervorragend – wir gönnen uns zum Abendessen das Menü Chasse, welches aus 5 Gängen besteht. Hirschtatar, Jacobsmuschel mit Kürbis, Hirschrücken mit Spätzle, ein Käseteller und Variationen von der Kastanie. Eine tolle Adresse, wenn man Lust hat sich so richtig verwöhnen zu lassen.

Geschichte und Genuss

Wir machen mit unserem Guide Alicia die Führung „Geschichte und Genuss“ durch Fribourg. Die Stadt ist, rein geografisch, eine besondere Stadt. Der alte Stadtkern liegt am Flussufer. Der Rest der Stadt erstreckt sich rundherum die Berge hinauf. Deshalb gibt es auch ziemlich viele Treppen in der Stadt. Mir begegnen einige Jogger und ich bin mir nicht so sicher was ich beeindruckender finde: Diejenigen, die die Stufen hinaufrennen oder diejenigen, die in einem Affenzahn die Stufen hinunterrennen?! So oder so – beides ist nicht ohne und es gibt tatsächlich in Fribourg auch ein Rennen durch die Stadt und die vielen Treppen hinauf und herunter.

Gâteau du Vully oder Vully-Kuchen

Boulangerie Du Tilleul und der Vully-Kuchen

Im Du Tilleul probieren wir den berühmten Gâteau du Vully: Ein einfacher Hefeteig, der mit Doppelrahm und Zucker belegt gebacken wird. Eine sehr einfache Spezialität aus der Region, die es sowohl süß als auch herzhaft zu essen gibt. Wir probieren die süße Variante. Das Besondere ist die Form des Kuchens, denn er hat mehrere Löcher. Diese werden mit den Fingern in den Teig gedrückt bevor Rahm und Zucker darauf verteilt werden. Die kleinen Löcher nennen die Schweizer übrigens liebevoll „puits d’amour“ (Liebesgruben).

Und weil ich den Vully-Kuchen so lecker fand, und man ihn auch wunderbar herzhaft abwandeln kann – mit Speck oder Kreuzkümmel z.B., bekommt ihr von mir ein Rezept für den süßen Vully-Kuchen, den Gâteau du Vully.

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Hier seht ihr im Zeitraffer, wie ich den Gâteau du Vully zubereite.
Gâteau du Vully | Vully-Kuchen
Kalorien: 290kcal

Zutaten

Für den Hefeteig:

  • 120 ml lauwarme Milch
  • 10 g frische Hefe
  • 1 TL Zucker
  • 250 g Mehl
  • 30 g weiche Butter
  • 1 Eigelb
  • Prise Salz

Für das Topping:

  • 100 g Crème double, Doppelrahm (mind. 40% Fett)
  • 60 g Zucker

Zubereitung

  • Die angegebene Menge ergibt einen Gâteau du Vully bzw. Vully-Kuchen von 28 cm Durchmesser.
  • Für den Hefeteig die Milch erwärmen und Hefe und Zucker darin auflösen. Das Mehl in eine große Schüssel geben und in die Mitte eine Kuhle machen. Die Hefemilch dort hineingeben. Dann Salz, Eigelb und die weiche Butter hinzugeben und zu einem homogenen und geschmeidigen Teig verkneten.
  • Den Teig abdecken und an einem warmen Ort für 1 bis 2 Stunden gehen lassen. Das Volumen des Teiges sollte sich nahezu verdoppeln. Den Teig dann aus der Schüssel nehmen und in die Kuchenform geben. Dort in Form drücken und nochmals für ca. 30 Minuten gehen lassen.
  • Die Creme double in einer Schüssel cremig rühren.
  • Nun mit dem Finger Löcher in den Teig drücken. Dazu den Zeigefinger anwinkeln und mit dem Fingergelenk in den Teig drücken. Dabei sollten einige tiefe Löcher entstehen.
  • Den Zucker in die Löcher und auf dem Teig verteilen und anschließend mit dem Doppelrahm bestreichen.
  • Im vorgeheizten Backofen bei 200°C Ober-/Unterhitze für 20 Minuten backen. Der Teig sollte am Rand goldfarben sein.
  • Tipp: Den Original Doppelrahm aus der Schweiz gibt es im Frischeparadies zu kaufen. Alternativ gibt es Crème double auch in größeren Supermärkten von Dr. Oetker im gelben Becher.

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Lasst es Euch schmecken, eure Tina.

Fleur de Cacao – Chocolaterie Artisanale

Bei unserem Streifzug durch den alten Teil von Fribourg entdecken wir eine kleine Chocolaterie Fleur de Cacao. Drinnen sind die Chocolatiere gerade dabei Pralinen zu verzieren. Natürlich kaufe ich hier ein, denn unser Guide Alicia versichert uns, dass sie hier am liebsten ihre Schokolade kauft. Ich hätte am liebsten den ganzen Laden leer gekauft, aber so viel Platz hatte ich leider nicht in meinem Koffer.

Funiculaire Fribourg

Diese Standseilbahn Funiculaire ist die letzte ihrer Art. Sie verbindet das Stadtzentrum mit der Unterstadt von Fribourg und erspart einem das lästige Treppensteigen – in beide Richtungen. Zudem ist es einfach schön mit der Funiculaire zu fahren. Ein echtes Juwel an Ingenieurskunst. Die Seilbahn wird mit dem Abwasser der Stadt betrieben und nutzt dieses als Antriebsballast. Es gibt zwei Kabinen die synchron fahren – eine von unten die andere von oben. Sobald der Ballastwassertank der oberen Gondel mit Abwasser vollgelaufen ist kann sie nach unten fahren und damit die untere Gondel, deren Wassertank leer ist, nach oben ziehen. Oben angekommen wird der Wassertank der Gondel gefüllt, der untere Tank geleert und dadurch kann die Fahrt erneut beginnen.

Fondue à la marseillaise

Nach der Fahrt mit der Seilbahn nach oben sind wir hungrig und so machen wir uns auf den Weg in das Zelt des Swiss Fondue Festivals. Hier gibt es um die 10 Stände von verschiedenen Fondue-Herstellern, die ihre eigenen Käsemischungen zum Probieren anbieten – immer zwei Varianten pro Stand. An Stehtischen kann man sich einen Holzspieß mit einem Stück Brot schnappen und in die Töpfe dippen. Sitzgelegenheiten gibt es aber leider nicht. Eine Fondue-Variante finde ich ganz besonders lecker: Fondue à la marseillaise. Mit Kräutern, Senf und Cognac – ich hab natürlich direkt nachgefragt, wie genau das Fondue gemacht wird und werde Euch das Rezept ganz bald verraten, wenn ich selbst Zuhause gekocht habe. Dazu gibt es nämlich auch noch ganz besondere Pickles, die ich sensationell fand – das Rezept bekommt ihr natürlich auch.

Chocolatier Jorge Cardoso

Mit einem Bauch voller Käse machen wir uns auf den Weg zum Schokoladen-Künstler Jorge Cardoso. In seinem Atlerier darf jeder seine eigene Schokoladentafel herstellen. Wir bekommen Formen mit jeweils 2 Tafeln. Nachdem sowohl die Vollmilch als auch die Zartbitter Schokolade bereit sind machen wir es eigentlich alle gleich: eine Tafel dunkel und eine hell. Ich belege meine helle Tafel mit Pistazien und Erdbeeren, meine dunkle mit Cranberries, Haselnüssen und Mandeln.

Probieren dürfen wir natürlich auch: schokolierte Mandeln und Haselnüsse und das sage ich Euch: Die sind so gut! Schaut unbedingt mal bei ihm vorbei – es gibt einfach phänomenale Schokoladenkunstwerke bei ihm zu bestaunen und zu kaufen. Bekannt wurde Jorge übrigens, weil er Ronaldo in Lebengröße aus Schokolade anfertigte. Danach folgte Roger Federer… was sein nächstes Projekt ist? Keine Ahnung, aber es lohnt sich auf jeden Fall ihn und sein Schaffen zu verfolgen.

Weiter geht es mit dem Zug nach Bulle. Direkt neben dem Bahnhof hat – ganz frisch – das Hotel D aufgemacht. Schöne, moderne und geräumige Zimmer und ein überaus freundliches und engagiertes Personal. Ich fühle mich direkt wohl.

Restaurant Le Fribourgeois

Zum Abendessen gehen wir ins Café Restaurant Le Fribourgeois. Ein sehr traditionelles Restaurant in dem ich mir „Le Jambon de Borne“ bestelle – heißer Schinken und heiße Wurst, mit Kohl und Kartoffeln serviert – wirklich lecker und so unfassbar authentisch.

Zum Dessert probieren wir dann Meringe mit La Creme de la Gruyère (Doppelrahm) der auf die Meringe gegeben wird. Ganz ehrlich: ich bin kein Fan von Meringe, aber diese Kombination ist einfach der Knaller. Und ihr könnt das Zuhause ganz einfach selbst machen: Baiser und dazu Creme double servieren. Mit Schokoladensauce und/oder frischen Früchten garnieren und fertig.

Gruyères

Am letzten Tag fahren wir morgens nach Gruyères. Ich besuche die Maison du Gruyère und schaue mir dort in der Schaukäserei an, wie der leckere Käse hergestellt wird. Zusätzlich kann man mit Audioguides die komplette Geschichte der Herstellung erleben. Wir haben Glück, denn gerade als wird dort sind, wird der Käse abgefüllt. Beeindruckend ist es schon, wenn riesige Kessel mit knapp 5000 Litern Milch in die Käseformen gedrückt werden. Aus solch einem Kessel entstehen übrigens 12 Käselaiber.

So entsteht Gruyère AOP

Aus 100 kg Gras und 85 Litern Wasser, die eine Kuh jeden Tag zu sich nimmt, werden am Ende 25 Liter Milch. 400 Liter Milch widerum braucht man für einen Laib von 35 kg Gruyère AOP. Das bedeutet, aus 50 kg Gras und 43 Liter Wasser werden 12 Liter Milch und daraus 1 kg Käse.

Insgesamt 30 Milchproduzenten beliefern La Maison du Gruyère mit 6 Millionen Liter Milch jährlich. Daraus entstehen mehr als 500 Tonnen Gruyère AOP.

Im Laden in der Käserei kaufe ich ein – Vacherin Fribourgeois in verschiedenen Alterungsstufen und Le Gruyère alpage – letzteres bedeutet, dass der Käse auf einer Alpe in den Bergen hergestellt wird. So, wie ich es damals in L’Etivaz erlebt habe.

Fondue Akademie

Nach der Theorie geht es an die Praxis. Oben, in Gruyères ville, gehen wir in die Fondue Akademie um selbst Fondue zu kochen, Fondue zu essen und das Käsediplom zu erhalten. Wir machen das Fondue nur aus Vacherin Fribourgeois AOP – dadurch ist das Fondue sehr cremig und mild. Total lecker mit Kartoffeln und Silberzwiebeln, die wir dazu serviert bekommen.

Mit Fondue im Bauch und vielen Eindrücken mache ich mich auf den Weg nach Hause…

Vielen Dank an Fribourg Tourisme für die Einladung nach Fribourg und den kulinarischen Einblick in die Schweizer Traditionen.

Meine Meinung und meine Eindrücke wurden nicht durch die Einladung beeinflusst.

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2 Kommentare zu „Kulinarisch durch Fribourg & Gruyères“

  1. Danke für diese wirklich tolle Reportage! Ich verfolge immer mit großem Interesse Deine Artikel, aber diesesmal Kompliment-so schön!
    Ich werde sicher etwas ausprobieren und freue mich schon jetzt auf den nächsten Artikel.
    Grüezi Christine

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